Digital ist besser” sang die Hamburger Band Tocotronic schon 1995, doch unter gewissen Umständen ist digital leider doch nicht immer besser: Die Organisatoren hatten sich dazu entschieden “Digitalisierung” wörtlich zu nehmen und Bargeldzahlungen im Rahmen des OMR-Festivals komplett abzulehnen. Stattdessen wurde auf “Cashless Payment” via Chiparmband gesetzt. Dies sollte die Prozesse wie den Check-In oder das Zahlen an den Ständen wesentlich beschleunigen. Was in der Planung nach einem cleveren digitalen Schachzug klang, kam leider wie ein Boomerang zurück: Das Buchungssystem fiel komplett aus, und so zog sich nicht nur der Check-In-Prozess der wartenden Besucher in die Länge, sondern die Besucher konnten schlichtweg an keinem einzigen Stand bezahlen. So blieb den Veranstaltern wohl nichts anderes übrig, als konsequent und ganz Rockstar-like über die Lautsprecher zu verkünden, dass am ersten Tag alle Getränke und Speisen umsonst zur Verfügung gestellt werden. Das erntete selbstverständlich großen Applaus.
Der erste Eindruck beim Spaziergang durch die Haupthalle war deutlich. Sämtliche namhafte Unternehmen der Digitalbranche und auch einige derjenigen, die am Beginn der Digitalisierung stehen, waren vor Ort. So präsentierte Audi seine Offensive für digitale Transformation: A7 piloted driving - das Auto, das irgendwann einmal autonom fahren soll. Facebook gestaltete seinen Messestand als eine Mischung aus Starbucks und Apple Store. Mittels eines Facebook-Messenger Chatbots konnten die Besucher kostenlosen Kaffee bestellen und nach ihren Vorlieben variieren. Leider hatte Facebook dabei das Backend der Software nicht geschützt oder verschlüsselt, so dass einige Besucher Spaß daran hatten die Bestellungen anderer wieder aus dem System zu löschen.
Yahoo und Google konzentrierten sich eher auf das Wesentliche und waren mit eigenen Panels vertreten, um ihre digitalen Produkte auf dem persönlichen Wege an die interessierte Menge zu verkaufen.
Data, Data, Data - Big Data
Die Expo-Halle war gefüllt mit Messeständen von Agenturen, StartUps und Unternehmen aus dem Bereich Analytics. Allgemein war das Thema Big Data, Tracking und Analytics allgegenwärtig, egal ob es um das Tracking von Usenr via Mobile Ads in Apps, das Screening von User Journeys und deren Auswertung oder das Tracking der Apps von Konkurrenzunternehmen ging. Der zweite Tag der OMR war deutlich exklusiver und setzte nochmal ordentlich einen drauf. Nicht nur das bargeldlose Zahlen funktionierte nun problemlos, sondern auch die Öffnung der großen Halle mit einer rockstarwürdigen Bühne gab dem Event einen ganz neuen Charakter. Der Tag war geprägt von Keynotes der ganz großen Akteure aus dem Online-Marketing. Den Beginn machte OMR-Gründer Philipp Westermeyer selbst und warf einen ehrlichen Blick auf den aktuellen Stand des “German Internets”.
Der Vortrag von Alexander Nix, CEO von Cambridge Analytica, wurde mit Spannung erwartet. Der Artikel “Ich habe nur gezeigt, dass es die Bombe gibt”, der über sein Unternehmen und dessen Aktivitäten im US-Wahlkampf handelt, war einer der meist geteilten Artikel des vergangenen Jahres auf Facebook in Deutschland. In seinem Vortrag erklärte der Big Data-Spezialist Nix Schritt für Schritt, welche Methoden und Daten das Unternehmen nutzt, um Kunden in der Kauf- bzw. Wahlentscheidung zu beeinflussen. Die Reaktion des Publikums war gespalten. Auf die Frage, ob er froh sei, dass Trump die Wahl gewonnen hat, applaudierte das Publikum lautstark, doch der Brite ließ sich auf die Diskussion nicht ein und antwortete diplomatisch “I’m happy that we did a good job.” .
Influencer - die neuen Online Marketing Rockstars
Ein weiteres Lieblings-Diskussionsthema der OMR 17 war das Thema “Influencer Marketing”. Professionell betrieben handelt es sich dabei um eine Unterkategorie des Content Marketings. Die organische Reichweite von Unternehmensseiten auf Facebook und Instagram ist aufgrund der News-Feed Algorithmen kaum mehr vorhanden. Ausgenommen davon ist ein großer Getränkehersteller, der mit seinen hochqualitativen und teuer produzierten Video-Inhalten zu Sportevents dennoch regelmäßig im Newsfeed der User auftaucht. Um trotz dieser Situation noch organische Reichweite zu erzielen, hat es die Marketingwelt jetzt auf die heiß gehandelten “Influencer” abgesehen. Diese - meist noch sehr jungen Erwachsenen - waren mit Selfie-Sticks und Smartphones auf der Messe unterwegs und erzählten von ihren erfolgreichen Kooperationen mit Marken wie z.B. dm. Marketing-Guru Gary Vaynerchuk, der selbst auf seinen Social Media Kanälen Millionen von Fans zählt, riet dem Publikum dazu Influencer-Marketing aktiv in den Marketingmix einzubinden. Den Grund lieferte er in seinem Vortrag gleich mit: “Influencer Marketing is highly underpriced and a lot of them do not know how to deal shit.”
Fazit unserer Internetagentur - die neuen Online Marketing Rockstars
In Deutschland gibt es auch außerhalb des Online Marketing Bereichs kaum eine zweite Veranstaltung, die den Spagat zwischen Entertainment und Wissenstransfer so gut in Szene setzt wie die OMR in Hamburg. Für Digitalagenturen ist die OMR ein absoluter Pflichttermin. So passt es auch, dass als Überraschungsauftritt die Fanta4 die Konferenzbühne stürmen und die Beginner eine ordentlichen Aftershow abliefern. Für eine Internetagentur bieten die Online Marketing Rockstars spannende Impulse, um über den eigenen Tellerrand hinaus zu sehen.